Du durftest gerade der Retro einer Kollegin beiwohnen. Ihr besucht als Scrum Master regelmäßig wechselseitig eure Meetings, um voneinander zu lernen und etwas von den Nachbarteams mitzubekommen. Bisher war das für dich lehrreich und doch unspektakulär, denn du hast den Eindruck, dass ihr euch alle auf ähnlichem Niveau bewegt. Doch diesmal bist du hinterher „grün vor Neid“, weil die Kollegin das dermaßen souverän und großartig gemacht hat: Die Teammitglieder waren engagiert dabei, es wurden durchaus schwierige Themen angesprochen und gleichzeitig ist nie die Wertschätzung abhanden gekommen. Die Kreativität des Teams bezüglich der Maßnahmen hat dich ebenso beeindruckt wie die leichte und effektive Moderation durch die Kollegin. Der Neid, den du spürst, schmerzt, und es fällt dir schwer, der Kollegin Anerkennung zu zollen, weil es so an dir nagt, dass du das nicht so souverän hinbekommst wie sie. Was jetzt?
Auf dem Weg zur konstruktiven Wendung lohnt sich die genauere Betrachtung der Gefühle, denn da gibt es mehrere Schichten zu entdecken.
😩 Der Schmerz, den du spürst, ist echt! Nichtsdestotrotz versuchen wir oft, ihn möglichst schnell zu verdrängen. Doch je mehr wir dagegen ankämpfen, umso mehr kann er uns lähmen. Also ist es wirkungsvoller, den Schmerz wirklich wahrzunehmen, ihn vielleicht sogar willkommen zu heißen, und sich dem Leid zu stellen.
❤️ Du leidest, also spende dir Mitgefühl. Neid ist menschlich, also kein Grund, sich dafür zu verurteilen. Wenn du es selbst nicht schaffst, in dieser Situation freundlich und milde mit dir umzugehen, bitte Menschen, denen du vertraust, um Unterstützung und suche dir Trost für den Schmerz. Nicht Mitleid, denn du bist kein hilfloses Opfer deiner Gefühle, sondern empfindest gerade Schmerz, von dem du weißt, das er wieder vergehen wird, und dem du etwas entgegen setzen kannst, indem du für dich sorgst und etwas tust, das dir gut tut.
🙅 Neid ist kein schlechtes Gefühl! Wenn wir Neid pauschal per „Schwarzweiß-Kategorisierung“ in die Negativ-Schublade legen, tun wir ihm Unrecht und uns keinen Gefallen. Denn dann denken wir nicht weiter und übersehen die nützlichen Signale, die drinstecken! Es ist nicht hilfreich, sich zusätzlich dafür zu verurteilen, dass wir neidisch sind. Das erzeugt vermutlich Wut, Zweifel und Kummer, wodurch wir nur tiefer in der Abwärtsspirale landen und noch mehr Handlungsfähigkeit verloren geht.
📶 Susan David sagt: „Emotionen sind keine Handlungsanweisungen, sondern Daten.“ Starten wir also mit der Datenanalyse: Was genau löst den Neid bei dir aus? Welches Verhalten oder welche Eigenschaft der Kollegin hättest du gern? Oder vielleicht noch genauer: Welche Wirkung hättest du gern? Denn die kannst du ja mit deinen Stärken auch erreichen, vielleicht auf anderem Weg?
🧑🤝🧑 Dass wir nicht allein auf der Welt sind, hat Vor- und Nachteile: Nachteilig ist, dass es uns einlädt, uns mit anderen zu vergleichen. Das ist meist wenig nützlich, da es wahlweise zu Neid und Selbstverurteilung oder Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit führt, was alles nicht zu Wachstum einlädt. Vorteil der Gemeinschaft ist, dass wir nichts mit uns alleine ausmachen müssen. Wir können die Stärken, die Perspektiven und die Fürsorge anderer Menschen nutzen, um uns selbst und die gemeinsame Aufgabe voranzubringen.
Die konstruktive Wendung lautet also: Nutze den entstandenen Neid und entwickle konkrete Absichten, die zu dir und deiner Situation passen.
Wenn du noch mehr Handwerkszeug an die Hand bekommen möchtest, um schneller und leichter konstruktive Wendungen einzuschlagen, dann wäre vielleicht der Intensivkurs Responsibility etwas für dich.
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Führe dich selbst zuerst!
Nadine und Henning Wolf, selbstführen W2 GmbH
Telefon: +49 4152 6244, kontakt@selbstfuehren.de
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